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Oberflächenbehandlung – Krisenursachen nicht behoben

Die Anzahl von Unternehmensrestrukturierungen und Insolvenzen bewegt sich in Deutschland bekanntermaßen auf historisch niedrigem Niveau. Die Ursachen dafür sind weniger konjunkturbedingt, als Folgen der Geldpolitik der EZB, mit der Zinsen gedrückt und Märkte mit Liquidität überschwemmt werden. Der gewünschte Anstieg von Inflation und Investitionen bleibt aber dennoch aus. Stattdessen wird der europäische Bankensektor geschwächt, der im klassischen Kreditgeschäft immer weniger Geld verdient und gleichzeitig mit zunehmenden Regulierungen kämpft. Parallel dazu drängen immer mehr Private Debt Fonds mit Leveradged Finanzierungen auf den umkämpften Midmarket und erreichen inzwischen etwa 40 % Marktanteil. Im immer härteren Wettbewerb werden kleinere Margen hingenommen und größere Risiken beim Underwriting eingegangen.

Liquiditätsschwemme und Niedrigzins führen zu immer härteren Wettbewerb im Kreditgeschäft

Auch die laufende Finanzierung der mittelständischen Wirtschaft ist durch die Niedrigzinspolitik und Liquiditätsschwemme ganz maßgeblich beeinflusst. Ultra-niedrige Finanzierungskosten erlauben das Fortführen auch veralteter Geschäftsmodelle mit erodierenden Margen. Notwendige Veränderungsprozesse werden aufgeschoben und Investitionen in Produktivitätssteigerungen unterlassen. Viele Unternehmer bevorzugen stattdessen einen geringen, aber stetigen Cashflow gegenüber risikoreichen Alternativanlagen oder Einlagen mit Negativzinsen.

Leichtes Geld kompensiert notwendige Veränderungen

Es fällt deshalb auch kaum auf, dass sich mittlerweile immer mehr Unternehmen zwischen strategischer Krise und Ergebniskrise befinden. Die Geldschwemme ermöglicht es selbst Grenzfällen immer wieder neue Finanzierungen über Anleihen und Schuldscheindarlehen zu finden. Egal, wie diese Konstruktionen ausgestaltet sind, konservieren sie in der Regel nur die wirklichen, primären Krisenursachen. Die notwendige operative Sanierung unterbleibt.

Selbst offensichtlich erfolglose Unternehmen finden noch Finanzierer

Einige dieser Fälle sind nicht mehr außergerichtlich restrukturierbar, weil es einfach „zu spät“ und „zu teuer“ ist. Mit dem ESUG und seinen Instrumenten des Schutzschirmverfahrens und der Eigenverwaltung bieten sich neue rechtliche Möglichkeiten für Unternehmen in Not. Viele Schuldner glauben, dass Sie sich damit den aufgelaufenen finanziellen Lasten einfach und unbeschadet entledigen können.

Eigenverwaltete Insolvenzen beschränken sich meist auf die finanzielle Sanierung

Die Reform des Insolvenzrechts suggeriert eine komfortable, gesichtswahrende Sanierung, lässt aber die originären Krisenursachen unberücksichtigt. Anstatt Unternehmer zu frühzeitigem Handeln zu bewegen, wird diesen im fortgeschrittenen Krisenstadium die rechtliche Option zur eigenverwalteten Insolvenz geboten. Die ursprünglichen Krisenursachen bleiben dabei unter der Oberfläche. Außer einer finanziellen Entlastung und punktuellen Kostensenkungen ändert sich im Unternehmen meist nichts.

Rechtliche Instrumente ersetzen nicht fehlende unternehmerische Entscheidungen

Rechtliche Instrumente können unternehmerisches Unvermögen nicht kompensieren und eine finanzielle Sanierung sollte auf einem operativen Sanierungskonzept mit klarer strategischer Ausrichtung und konkreten Umsetzungsplänen basieren. Krisen entstehen viel seltener durch fehlerhafte Entscheidungen, als durch das Ausbleiben strategischer und leistungswirtschaftlicher Veränderungen.

Nur wenn die Ursachen unterhalb der Oberfläche behoben werden, ist eine Krise nachhaltig gelöst

Die vielbeschworene „Kultur des Scheiterns“ setzt Einsicht und Veränderungswillen voraus. Werden nur die Symptome behoben, lässt sich kein nachhaltiger Turnaround erreichen. Unsere langjährigen Geschäftspartner wissen dies und begnügen sich deshalb auch nicht mit oberflächlichen Lösungen. Wir denken, dass Sie auch zukünftig „in die Tiefe gehen wollen“ und freuen uns auf Ihre Empfehlung und Fortsetzung der guten Zusammenarbeit in kommenden Sanierungsfällen.